Burnout – Individuelles Problem oder systemisches Versagen?

 

Burnout ist ein – auch gesellschaftlich – sehr relevantes Thema, gerade bei Dienstleistungs- und IT-Unternehmen. Der Begriff ‚Burnout‘ begegnet uns fast täglich. Immer wieder hört man, dass Mitarbeiter/Innen ‚ausbrennen‘ und zeitweise oder dauernd arbeitsunfähig werden.

Dennoch ist Burnout nicht als eigenständiges Krankheitsbild in Deutschland gelistet, sondern wird nur im Zusammenhang mit ‚Problemen mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung‘ genannt (siehe hier)

Wie passt das zusammen?

Eine Antwort ist leider nicht einfach. Um es kurz zu machen: Burnout ist eher als eine Art Arbeitsbegriff aufzufassen, nicht als Diagnose. Es ist nicht eindeutig definiert, ob es sich um ein Syndrom (Kombination von verschiedenen Krankheitszeichen, die typischerweise gleichzeitig und gemeinsam auftreten), einen Prozess oder gar um eine mentale Störung handelt. Deswegen kann man Burnout nicht eindeutig und allgemein gültig definieren. Das erschwert auch die wissenschaftliche Erforschung.

Man könnte eher vereinfachend von einem Phänomen emotionaler Erschöpfung mit einer Schnittmenge zu Stress und Depression sprechen.

Burnout kann Unternehmen personell als auch finanziell enorm beeinträchtigen. Dennoch sehen ihn Arbeitgeber leider noch zu oft als individuell veranlasst an. Als gefährdet gelten insbesondere Personen, die zu den an Sie gestellten Anforderungen und Belastungen keine Gegengewicht mehr haben und damit auch die letzten psychischen Reserven aufbrauchen. Darauf folgt oft ein physischer und psychischer Zusammenbruch. Man ist dann meist nicht mehr in der Lage der Situation ohne fremde Hilfe und Unterstützung zu begegnen.

Dabei wirken neben den individuellen Voraussetzungen auch die äußeren Umstände  bei der Entstehung eines Burnouts mit. Es setzt sich inzwischen mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass die bestehenden Arbeitsbedingungen (das System) gleichermaßen an der Misere beteiligt sind.

Viele Menschen tun sich leichter zu sagen, sie haben ein Burnout statt einer Depression. Burnout, schreibt die Süddeutsche Zeitung am 15. März 2009, ist die gesellschaftlich akzeptierte Edelvariante der Depression, die auch im Moment des Scheiterns das Selbstbild unangetastet lässt: „Wer sich selbst als ausgebrannt bezeichnet, der muss schließlich mal gebrannt haben, der hat sich aufgeopfert, der war einmal ein Top-Mann mit Zukunft. Wer im Kampf um Erfolg und Rendite den Heimatschuss bekommt, der darf sich der Anteilnahme sicher sein. Nur Verlierer werden depressiv, Burnout dagegen ist eine Diagnose für Gewinner, genauer: für ehemalige Gewinner. „

Quelle: Ausgebrannt. Betriebsräte als Lotsen für Burnout-Betroffene. IG Metall Vorstand Funktionsbereich Arbeitsgestaltung und Qualifizierungspolitik Ressort Angestellte, IT (MKA) (2011)

Wer mehr wissen und eventuell selbst einen Test online durchführen möchte, dem kann ich das Burnout-Mobbing-Inventar (BMI) empfehlen: ‚… Im Gegensatz zu älteren Burnout-Tests erfasst das Burnout-Mobbing-Inventar (BMI) neben Burnout (chronische Überforderung) auch Boreout (chronische Unterforderung) und Mobbing (soziale Ausgrenzung) und ist für alle Berufsgruppen geeignet …‘